Wer normiert was? Normungsgremien weltweit

Für IT-Infrastruktur sind vier Normungsgremien von besonderer Bedeutung: CENELEC, ISO/IEC, ANSI/TIA und IEEE.

CENELEC

CENELEC verfasst EN-Normen, die in der EU gültig sind. EN-Normen gelten in der Europäischen Union (EU). Die nationalen Normungsgremien der Mitgliedsstaaten prüfen die EN-Norm auf Anwendbarkeit in eigenen Land, nehmen falls nötig Anpassungen vor und übersetzen die angepasste Norm in die Landessprache. In Deutschland übernimmt dies die Deutsche Kommission Elektrotechnik, kurz: DKE. Nationale Verbände (beispielsweise VDE in Deutschland) übernehmen EN-Normen in ihr Regelwerk. Andere europäische Staaten wie beispielsweise die Schweiz harmonisieren ihre nationalen Normen und die EU-Normen. EN-Normen werden in Abstimmung mit IEC und ISO auch mit deren Normen harmonisiert. Manchmal werden IEC- oder ISO-Normen auch einfach unverändert in das EN-Normenwerk aufgenommen. Die wichtigste EN-Norm zur strukturierten Verkabelung ist die EN 50173

ISO und IEC

ISO – International Organization for Standardization – und IEC – International Electrotechnical Commission – verfassen Normen mit weltweiter Gültigkeit. Die beiden Gremien sind unabhängig voneinander, arbeiten aber eng zusammen. So gibt es ISO-Normen, IEC-Normen und ISO/IEC-Normen. Cenelec harmonisiert ihre EN-Normen mit IEC und ISO. Manchmal werden IEC- oder ISO-Normen auch einfach unverändert in das EN-Normenwerk aufgenommen. Die ISO/IEC 11801 entspricht weitestgehend der EN 50173. Sie hat auch deren Struktur übernommen (meist ist es ja umgekehrt).

ANSI und TIA

In den USA spezifiziert die TIA – die Telecommunications Industry Association – Normvorschäge als „Industry Standard“. Je nach Wichtigkeit übernimmt das eigentliche Normungsgremium ANSI – das American National Standards Institute – den Vorschlag der TIA in eine US-Norm. Kanada erkennt viele US-Normen auf freiwilliger Basis an. ANSI/TIA-Normen und TIA Industry Standards gelten formell nur in den USA. Sie sind meist weit mehr praxisorientiert als ISO/IEC- und EN-Normen und werden deshalb auch in vielen Ländern außerhalb der USA für Projekte herangezogen und vereinbart. Die US-amerikanischen Normungsgremien und Verbände zur Entwicklung von Normen stimmen sich je nach Norm mit ISO und IEC ab. Statt einer Jahreszahl wie bei ISO- und EN-Normen gibt bei ANSI/TIA- und TIA-Standards ein Buchstabe am Ende der Nummer die jeweilige Ausgabe an. Die Erstausgabe erhält keinen Buchstaben, die erste Überarbeitung ein „-A“, mit „-D“ haben wir also die vierte Überarbeitung oder fünfte Ausgabe. Die Verkabelung ist in ANSI/TIA-568 genormt.

IEEE

Das IEEE – das Institute of Electrical and Electronics Engineers – ist streng genommen kein Normungsgremium. Es war ursprünglich ein US-amerikanischer Ingenieursverein, betrachtet sich jedoch mittlerweile als globale Organisation. IEEE spezifiziert unter IEEE 802.3 sämtliche Varianten von Ethernet. Ausgewählte IEEE 802-Normen können kostenfrei heruntergeladen werden, wenn sie länger als 6 Monate als PDF erschienen sind. Damit stehen diese wichtigen Normen jedermann kostenlos zur Verfügung, wovon auch Bildungsträger und Fachjournalisten profitieren.

Die Rubrik „Normen kurz und einfach“ stellt wichtige Normen für die IT-Infrastruktur vor, weist auf Aktualisierungen hin und nimmt sich Fragen zur Anwendung bei Planung und Installation an.

Autor:

Dirk Traeger
Technical Solutions Manager DataVoice